Neben unseren eigenen Schülerinnen und Schülern der Q2, die in dieser Woche ihre schriftlichen Abiturprüfungen absolviert haben, hatten wir im Februar und Mai eine Abiturientin aus Istanbul zu Gast.

Rabia Kurt besucht die Deutsche Schule Istanbul, wurde aber im Verlauf der 11. Klasse schwer krank und musste über ein halbes Jahr stationär in einem Krankhaus in Deutschland behandelt und zwei Mal lebertransplantiert werden. Während dieser Zeit wurde sie schulisch durch die Ruhrlandschule Essen betreut, die sich speziell um Schülerinnen und Schüler kümmert, die aufgrund eines Klinikaufenthalts nicht zur Schule gehen können.

Nach der Entlassung aus der Klinik konnte sie online am Unterricht in Istanbul teilnehmen und sich so auf das Abitur vorbereiten. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Rabia aber nicht zu den Abiturprüfungen nach Istanbul fliegen, so dass sie mit einer Sondererlaubnis der Kultusministerkonferenz ihre Abiturprüfungen am Gymnasium Canisianum absolvieren konnte. Neben den drei schriftlichen Prüfungen musste sie auch zwei mündliche Prüfungen ablegen.

Für uns war es selbstverständlich, dass wir Rabia auf ihrem besonderen Weg zum Abitur unterstützt haben, das sie schlussendlich mit der Abschlussnote 2,3 erreicht hat.

Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Deinen weiteren Lebensweg!

(SR)

Folgend schildert Rabia ihren Weg zum Abitur:

Mein Weg zum Abitur – eine besondere Geschichte

Mein Name ist Rabia Kurt, ich bin Schülerin der zwölften Klasse und habe einen eher ungewöhnlichen Weg zum Abitur hinter mir. Ursprünglich lebte ich in Istanbul, wo ich auch ganz normal auf die Deutsche Schule Istanbul ging. Doch aufgrund meiner schweren Erkrankung änderte sich mein Leben schlagartig: ich musste nach Deutschland ins Krankenhaus verlegt werden und wurde dort zweimal lebertransplantiert.

Diese Zeit war sehr herausfordernd – unter anderem verbrachte ich eine Zeit im Koma. Eine Rückkehr nach Istanbul war leider nicht mehr möglich.

Trotz dieser Umstände habe ich meine Schullaufbahn nicht unterbrochen. Während meines siebenmonatigen Krankenhausaufenthaltes konnte ich die elfte Klasse vollständig abschließen – ein Erfolg, auf den ich bis heute sehr stolz bin. In dieser Zeit wurde ich auch von der Ruhrlandschule unterstützt, die mir im Krankenhaus zur Seite stand. Sie übernahm die Aufsicht während meiner Prüfungen und ermöglichte mir so, das zweite Halbjahr der elften Klasse erfolgreich zu absolvieren.

Nach meiner Entlassung entschied ich mich, das Abitur weiterhin anzustreben. Die Deutsche Schule Istanbul ermöglichte es mir, online am Unterricht teilzunehmen. So war ich weiterhin digital zugeschaltet und konnte am Unterrichtsgeschehen teilnehmen – über einen längeren Zeitraum hinweg, bis kurz vor den Abiturprüfungen.

Da ich mein Abitur letztlich nicht mehr in Istanbul absolvieren konnte, musste ich mir hier in Deutschland eine neue Schule suchen. Ich entschied mich für das Gymnasium Canisianum, das mich sehr herzlich aufgenommen hat. Ich bin dieser Schule unglaublich dankbar, dass ich dort mein Abitur ablegen durfte. Die Lehrkräfte und das Team vor Ort haben mich nicht nur pädagogisch begleitet, sondern auch in organisatorischen Dingen unterstützt und während der Abiturprüfungen für die nötige Aufsicht gesorgt. Besonders bedanken möchte ich mich beim stellvertretenden Schulleiter Herrn Schwarzrock, der all meine Klausuren und die mündliche Prüfungen beaufsichtigt hat, sowie bei der Schulleiterin, Frau Fries–Janner, die all das überhaupt erst genehmigt hat.

Mittlerweile habe ich all meine Abiturprüfungen hinter mir und warte gespannt auf die Ergebnisse.

Rückblickend bin ich sehr dankbar für alle Menschen, die mich auf diesem Weg unterstützen haben – sei es in Istanbul, im Krankenhaus oder an meiner jetzigen Schule. Mein Weg war anders als der vieler anderen, aber ich bin stolz, ihn gegangen zu sein.

Gestern habe ich schließlich erfahren, dass ich mein Abitur mit der Note 2,3 bestanden habe – ein Moment, den ich so schnell nicht vergessen werde.

(Rabia Kurt)